mercoledì 20 luglio 2016

Henning Wagenbreth. Oder von einem Ministerium für Illustration in Berlin


Das Ministerium für Illustration - Galerie für zeitgenössische Zeichnungen und Drucke - existiert seit einem halben Jahr in der Chausseestraße 110 und gibt moderner Illustration und Grafik im Herzen von Berlin einen kleinen Raum. Die Galerie ist ein Projekt von Henning Wagenbreth, selbst Illustrator, Professor an der Universität der Künste Berlin. Die Arbeiten von Wagenbreth sah ich zum ersten Mal 2014, als sein Buch !WOW! - Symmetrical Papiercuts (handgebundene Serigrafiedrucke, veröffentlicht von dem italienischen Verlag Strane Edizioni, Seripola, Italien) im Raum Italic Berlin präsentiert wurde.
Leuchtende starke Farben, verstärkt von dicken schwarzen Konturen - oder umgekehrt. Ein Buch mit allem und von allem das Gegenteil, in dem verruchte Figuren, aufgefächert in zahllose Symmetrien, ein geometrisches Schema aufweisen und es gleichzeitig zerbrechen - mit der Kraft von geordneten kleinen Explosionen. Die Figuren von Wagenbreth unterhielten mich damals auch - ausgeschnitten aus den Blättern und frei im Raum hängend - und mit ihrem Licht- und Schattenspiel.
Diesmal laden mich vor einem großen Schaufenster zwei Papiersilhouetten, weiß und leicht mit dem Stift konturiert, zur Ausstellung von Sophie Dutertre ein.
Die Ausstellung ist überschaubar und gleichzeitig dicht gefüllt, die Holzschnitte und die gemalten Arbeiten hängen - manche ordentlich in parallelen Reihen, manche chaotisch - so unterschiedlich an den Wänden wie der Stil, in dem sie gestaltet sind. In einem kleineren Raum dahinter finden sich die Fanzine, die Plakate, die Bücher zu dieser und vergangenen Ausstellungen. Draußen vor der Galerie steht die Illustratorin, die mir genauso wie ihre eigenen Illustrationen erscheint (wie ich es übrigens oft bei Illustratoren/innen erlebe): bunt angezogen, leicht, froh, mit klaren Gesichtszügen, glatte, lange, wie von Zeichnerhand gezogene Haare.


Sophie Dutertre ist eine französische Grafikkünstlerin und arbeitet für den Verlag Jeunesse, für die Presse und kooperiert regelmäßig mit Le Monde, Libération, Beaux-Arts und den New York Times. Sie hat auch zahlreiche Künstlerbücher in limitierten Ausgaben veröffentlicht. Ihre Werke haben expressionistische, primitive und naive Aspekte, aber sind bei einer genauen Beobachtung nicht naiv, sondern „erwachsen“ und bewusst ironisch. Die gezeichneten Einrahmungen, die manche Bilder begrenzen, lassen diese zu in sich geschlossenen Geschichten werden. Auf der Website vom Ministerium für Illustration werden die Farbholzschnitte mit diesen Worten beschrieben:
„Die kurzen Sätze, mit denen die Illustratorin ihre Szenen meisterlich ergänzt, öffnen tiefe Einblicke in Nuancen von Gefühlen und Situationen in menschlichen Beziehungen“. Bilder wie kurze Sätze, sich auffaltende Symbole, die die Realität erklären, nicht nur beschreiben. Ich denke an die Tarotkarten von Alejandro Jodorowsky und Philippe Camoin. Der Stil von Sophie Dutertre ändert sich aber in den gemalten kleineren Arbeiten: Gedanken und Aktionen, Himmel und Erde; immer sind die Farben der gemeinsame Nenner.
Es ist mir eine besondere Freude, vor den farbigen Arbeiten von Sophie Dutertre zu verweilen, so wie ich zuvor lange die Arbeiten von Wagenbreth bestaunt habe und die vielen anderen Werke und Projekte, die diesen Raum schon in so kurzer Zeit gefüllt haben - immer wieder einen Besuch wert!
Die Ausstellung Elle ne bouge absolument pas - Farbholzschnitte und Bücher von Sophie Dutertre ist noch zu besichtigen bis zum 30. Juli 2016 (Do - Sa 13:00 bis 18:00
Uhr) in der Galerie Ministerium für Illustration, Chausseestraße 110, Berlin Mitte.